Die Aussage

Weshalb Geschichten?

Was kann eine Geschichte oder ein Text aussagen, was ein Mensch nicht kann? Ist es die Art, sich auszudrücken, wie es ein Mensch es nicht gewohnt ist, auch wenn er es vermag, ist es die Verwunderung über eine Ausdrucksweise, die jedoch bei gehaltenem Vortrag plausibel erscheint, ist es die Traurigkeit an einer Entscheidung des/der HauptcharakterIn, die man selbst nie zugelassen hätte, ist es die Wut auf den/die AutorIn, weil man nicht versteht, was an der gerade erst gelesenen Geschichte besser ist, als eine andere, oder ist es die Fantasie, die durch Wörter besser durch die Zellen des menschlichen Gefildes quillt, als es gesprochene Worte zu tun vermögen?

Texte können Vieles ausdrücken:Texte beziehungsweise Geschichten sind brutal. Sie zerstören die Hoffnung vieler, die sich auch daran versuchen, sie hacken alles kurz und klein, entwerten, was nicht der (deutschen) Sprache entspricht, sie fahren über jede Meinung hinweg und versuchen die Interessen anderer aufzubürden – gedruckt ist Gesetz.

Texte können nicht zurückhalten. Sie reißen alles nieder, was andere als standfest gesehen hatten, sie plündern das Hab eines Menschen oder beeinflussen gleich ganze Emotionen. Worte gleichen Waffen.

Heutzutage leben wir in einer Welt, die von Texten nur so überquillt. Fast jeder kann schreiben, fast jeder kann publizieren und jeder kann sich eine Geschichte ausdenken – damit kommen viele Gedanken und Denkweisen aufeinander. Wer hat also das Recht zu entscheiden, was sich als hochwertig und was sich Schwachsinn herausstellt? Ist es so wie in einer Rauferei – der Stärkere gewinnt? Vergessen wir hier nicht etwas ganz Entscheidendes? Egal wie viele Texte noch erscheinen mögen, egal, was für Ziele sie haben, egal wie sehr sie sich ähneln und egal wie sehr sie den/die LeserIn einschränken oder doch in eine andere Gefühlslage bringen – das, was eigentlich auf der Hand liegt, ist doch vollkommen vergessen: der Inhalt, die Gedanken, die sich die Person dahinter gedacht hat, werden heutzutage oft überlesen. Die Ausdrucksweise und das Geschriebene ist ja vermeintlich das Wichtige und werdend beurteilt, wenn man bei einer Textstelle fortsetzen möchte.

Da stellt sich doch die Frage, warum nicht gleich der Mensch auf den Inhalt eingeht, oder den Text aus verschiedenen Winkeln betrachtet? Wer überhaupt sieht denn heutzutage noch in die Gedanken des Textes, wer überlegt sich denn gewissenhaft noch, was dieser wirklich aussagen möchte, wer setzt sein Herz in die Geschichte mit ein, wer unterlasst es, Texte in Beurteilingsschemen zu setzen (nur die Extreme – bester Text von folgender Kategorie – zu beachten), wer möchte davon abkommen, als Schreibmaschine zu enden?

Der Inhalt ist das, was einen Text erst zum Blühen bringt – jeder Mensch sucht oftmals nach der Lösung im Leben und so ist es auch mit den Texten. Texte wie auch Geschichten können auch zusammenhalten, retten, aufbauen, Freundschaften bilden, Informationen weitergeben, Wünsche wie Fantasien entfachen und verstreuen, Erlebnisse kundtun aber auch die Art, wie wir lesen oder uns eine Geschichte vorstellen, verbessern. Geschichten zu schreiben, ist wie eine eigene Welt aufzubauen – die eigene Fantasiewelt unter den Sternen der realen Welt – eine Welt voller Geheimnisse. Geschichten wie auch Texte sind dazu da, diese ans Tageslicht zu bringen, Menschen das zu zeigen, was sie nicht sehen vermochten, Menschen das zu geben, was sie in ihren Träumen gesucht haben, sich über die Grenzen ihrer Fantasie und ihres Seins über hinauszubewegen – oder wie ein Zitat so schön sagt: „Ein Buch ist wie ein Film, nur im Kopf”.

Es gibt mehrere Gründe, weshalb ein/e AutorIn einen Text beziehungsweise eine Geschichte schreibt. Einige dienen einer Hintergrundaussage, ein paar andere sind der Realisierung eines Wunschabenteuers oder einer Biografie, der Vergangenheit, verschiedener Erlebnissen oder aber auch eines Vermächtnisses entsprungen. Doch egal was dieser Grund sein mag, er ist es wert in Worte gefasst zu werden, wenn das Herz des/r AutorIn in der Erstellung involviert war – nur dann können Geschichten bewegen, nur dann kann die vermeintliche Aussage entnommen werden. Meiner Meinung nach kann man eine Geschichte aus Herz und Blut nicht wie in einem Wettbewerb vergleichen oder bemessen. Jede Geschichte hat ihr eigenes Ziel, ihren eigenen Charakter. Denn eine Geschichte wird immer das bleiben, was der Mensch dahinter sagen und aussagen möchte.

Und damit möchte ich allen AutorInnen auf Wattpad den Mut geben, das zu schreiben, was sie den LeserInnen sagen wollen – ihre Geschichte zu schreiben.


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